Oswald von Wolkenstein

Der Südtiroler Adlige Oswald von Wolkenstein (1377-1445) wird auch der letzte Minnesänger genannt.

Ich selbst mag seinen kraftvollen und leidenschaftlichen Stil, der bisweilen ganz schön ins Schlüpfrige abgleitet.

Hier, als Kostprobe, zwei Lieder dieses Meisters feiner Erotik :

Oswald von Wolkenstein

Fröhlich, zärtlich, anmutig und hell,

lustvoll, still und sanft,

ruhig, süß, rein, gemächlich:

so wache auf, du liebliche, schöne Frau!

Reck und streck dich, schmücke deinen zarten, herrlichen Leib!

Öffne deine strahlenden, hellen Äuglein!

Oswald von Wolkenstein

Nimm heimlich wahr,

wie die Sternenweide zergeht

im Glanz der schönen, heiteren, klaren Sonne!

Wohlauf zum Tanz!

Laß uns einen schönen Kranz machen,

schimmernd von honigfarbnen, braunen, blauen, grauen,

gelben, roten, weißen, veilchenfarbnen Blümlein!

Schlummerlich, küsselich, schmeichlerisch, flüsterlich

und wisperlich, herzlich reden

von köstlichen, guten, schönen Dingen

soll dein blühender roter Mund,

der mein Herz ganz in der Tiefe entzündet hat

und mich wahrlich tausendmal aufgeweckt,

lieblich aufgeschreckt

aus Schlaf und Traum, wenn ich

eine so schöngeformte rote feine Spalte gewahre,

zum Lächeln geschaffen,

Zähnlein weiß darin in Reihe,

lippenschön, lächelnd, füllig, rosig,

leuchtend wie ein trefflich gemaltes Bild.

Wollte sie, möchte sie, würde sie doch, käme sie

und nähme sie von meinem Herzen

den sehnlichen, schweren, bitteren Schmerz!

Und ein weißes Brüstlein drauf gedrückt –

seht, so wäre mein Leid geglättet.

Wie könnte ein zart hübsches Mädchen

mein Herz wonniger schmücken,

unbeschwert machen,

als mit so herrlicher,

süßer, reiner Lust?

Mund Mündlein geküßt,

Zung an Zünglein, Brüstlein an Brust,

Bauch an Bäuchlein,

Pelz an Pelzlein

frisch, eifrig, nimmermüd gestoßen.

Eine Jäterin, jung, frisch, frei und hübsch,

auf steilem Berg in wilder Höhe,

die läßt das Herz mir höher schlagen

dort um die Zeit, wenn sich der Wald

ein Kleid aus grünem Laub anlegt.

Dann schau ich aus nach ihr wie ein Fuchs,

still auf der Lauer im Gebüsch –

lug aus dem Dickicht, duck mich, lauere!

Bis ich ihr Braunes erhaschen kann,

heißt es, auf allen Vieren kriechen,

sie nicht verschrecken.

Ihr roter Mund, uradlig schön,

der ist ganz süß, ganz zuckerig.

Hübsche Füßlein, weiß die Beine,

feste Brüstlein, wie sie redet, sich bewegt,

das kommt ganz prächtig berglerisch daher.

Ihr roter Mund, uradlig schön,

der ist ganz süß, ganz zuckerig.

Hübsche Füßlein, weiß die Beine,

feste Brüstlein, wie sie redet, sich bewegt,

das kommt so prächtig berglerisch daher.

Hoch oben überm Lahnbach

stell ich der Amsel nach

und mancher edlen Drossel

mit einem Kloben, der sie packt,/wenn ich am Schnürchen reiße,

versteckt in deiner Hütte, zugedeckt

mit schönen, frischen grünbelaubten Ästen.

Vielleicht kommt dann ja sie zu mir,

die mich zu schönsten Freuden munter, mutig macht,

kommt durch das Loch hereingeschlüpft,

geschickt sich duckend.

Ihr roter Mund, uradlig schön,

der ist ganz süß, ganz zuckerig.

Hübsche Füßlein, weiß die Beine,

feste Brüstlein, wie sie redet, sich bewegt,

das kommt ganz prächtig berglerisch daher.

Wenn ich’s zum Vögeln aufgerichtet hab

und alles vorbereitet ist,

dann hört man bald darauf bestimmt

bei großem Schnaufen süßes Locken.

Da könnte wohl die Schöne lachen,

dass sie all meine Kunst beschämt,

was ich vom Vögeln je gelernt hab.

Von ihrem Kloben krieg ich dann zu viel,

zu oft verlangt er nach dem Gimpel.

Da wird die Hütte krachen.

Nur munter beim Brötchenbacken!

Ihr roter Mund, uradlig schön,

der ist ganz süß, ganz zuckerig.

Hübsche Füßlein, weiß die Beine,

feste Brüstlein, wie sie redet, sich bewegt,

das kommt ganz prächtig berglerisch daher.


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